Ostern                          Matthäus 28, 1-15

Er lebt!

 

Nun rufen es die Osterglocken von allen Türmen: Jesus ist auferstanden!

Er lebt!

Trotzdem: Wir dürfen uns keiner Täuschung hingeben. Es gibt

nicht wenige Menschen, die das Ereignis von Ostern bezweifeln,

sogar bestreiten oder es umdeuten. Das ist nicht neu. Das begegnet

uns bereits in unserem Bericht. Das soll das erste sein, was wir

uns von ihm sagen lassen wollen.

 1. Die Umdeutung des Osterereignisses ist alt

Die Grabeshüter kamen zu den Hohenpriestern und berichteten

von dem, was am Ostermorgen geschehen war. Daraufhin gaben

die Hohenpriester ihnen die Weisung:

 «Sagt: Seine Jünger kamen des Nachts und stahlen ihn ... »

Das heißt also: Die Auferstehung wurde in einen Leichenraub umgedeutet.

 Die Tatsache der Umdeutung setzt sich fort bis zum heutigen Tag.

«Sagt: Ostern ist das Fest der erwachenden Natur!

Sagt: Ostern bedeutet, daß ich in meinen Nachkommen weiterlebe

  und gleichsam in ihnen auferstehe!

Sagt: Die Ostererzählung der Bibel ist als eine Bildrede zu verstehen,

  nicht aber als Ereignisbericht!

Sagt dies und sagt das! Sagt etwas vom Osterhase, Osterspaziergang,

  Osterlilien oder Osterprogrammen im Fernsehen.

Sagt meinetwegen auch noch: Ostern bedeutet die Auferstehung

  des Anliegens Jesu, der Sache Jesu.

Sagt, die Auferstehung vollzöge sich dann, wenn ich die Sache Jesu

  in mein Leben hineinnähme.

Sagt, dann würde er gleichsam in mir auferstehen.

 

 Aber sagt auf keinen Fall:

J esus selbst in seiner Person ist auferstanden! Das ist Ostern!»

Genau das aber beinhaltet Ostern. Genau das berichtet unser

Evangelium. Ohne diese Gewißheit ist unser Glaube vergeblich.

 

2. Die Auferstehung Jesu von den Toten wird eindeutig bezeugt

Unser Evangelium berichtet zunächst vom Engel, vom Boten Gottes.

Er sagt zu den Frauen: «Ich weiß, daß ihr Jesum, den Gekreuzigten,

sucht. Er ist nicht hier; er ist auferstanden, wie er gesagt

hat. Kommt her und sehet die Stätte, da der Herr gelegen hat.»

 

Der Bote Gottes bekräftigt sein Zeugnis durch den Hinweis auf

das leere Grab. Das Grab ist also leer! Jesus ist auferstanden. Das

war die frohe Botschaft. Das war das Evangelium. Bitte, bedenken

wir: Die Kunde von der Auferstehung Jesu hätte sich auch

nicht eine Stunde halten können, wenn das Grab nicht leer gewesen wäre.

 

Dann hätten die Hohenpriester und Ältesten jeden zum

Grab hinführen können. Dann hätten sie sagen können:

 «Seht, dort liegt er, der Aufrührer, der Gotteslästerer, der von sich

gesagt hat, er sei Gottes Sohn; da liegt er, der geprahlt hat,

nach drei Tagen würde er auferstehen; da, seht ihn,

seinen verwesenden Leichnam!»

 

Aber das Grab ist leer! «Er ist nicht hier; er ist auferstanden .. !»

Auch die Grabeshüter werden zu unfreiwilligen Zeugen der Auferstehung

Jesu. Denn mit der Auferstehung Jesu verbindet sich der

Einbruch der jenseitigen Welt in die diesseitige Welt.

 Der Bote Gottes wälzt den Stein vom Eingang des Grabes.

Dieser Einbruch der Ewigkeit in die Zeit ist derart aufregend, daß wir lesen:

 «Die Hüter aber erschraken vor Furcht ... ». Was tun sie nach ihrem

Schrecken? Sie gingen in die Stadt. Sicherlich werden sie erregt geeilt

sein -hin zu den Hohenpriestern. Es heißt:

«Sie verkündigten den Hohenpriestern alles, was geschehen war.»

So wurden auch sie zu Zeugen des Osterereignisses.

 

Vor allen Dingen aber Jesus selbst wird zum eigenen Zeugen seiner

Auferstehung. Die Frauen eilen vom leeren Grab in der Mischung

von «Furcht und großer Freude». «Siehe, da begegnete ihnen

Jesus und sprach: Seid gegrüßt.»

Also: Die Auferstehung Jesu von den Toten wird eindeutig bezeugt.

Unser Glaube ist nicht vergeblich!

 

3. Die Worte «er ist auferstanden» beinhalten das wichtigste und

folgenreichste Ereignis der Welt- und Menschheitsgeschichte

Das Grab ist leer! Jesus lebt! Das gilt für keinen Goethe und für

keinen Schiller. Sie «leben» wohl in ihren Werken. Es gibt den

Goethe-Platz und die Schiller-Straße. Aber ihr Grab ist nicht leer.

Goethe ist tot; Schiller ist tot. Beide sind vermodert. Aber Jesu

Grab ist leer. Jesus lebt. «Er ist auferstanden.» Zweifeln Sie daran?

Sie brauchen es nicht. Wirklich nicht! Denn bitte bedenken

Sie: Der allmächtige Gott, der das gewaltige Universum ins Dasein

rief,- der große Gott, von dem alles Leben kommt, der sollte seinen

Sohn nicht aus dem Tod ins Leben zurückrufen können? Das

wäre allerdings ein armer Gott. Nein! Darum gilt:

 Jesus lebt! Er ist auferstanden!

 

Aber: Was beinhalten diese Worte - für Sie, für mich, für die

Menschheit? Die eine Antwort lautet: Jesus hat mit seiner Auferstehung

die Macht des Todes grundsätzlich, ein für allemal und

exemplarisch gebrochen. Seit der Auferstehung Jesu ist über dem

Dunkel unserer Gräber die helle Ostersonne aufgegangen. «Er ist

auferstanden», er lebt!

 

Die Auferstehung beinhaltet aber auch dies: Jesus hat durch seinen

vorausgegangenen Opfertod am Kreuz das Sühnegeld bezahlt

-für unsere Sünde und Schuld. Dadurch nun, daß er auferstanden

ist, hat er nicht nur dem Tod die Macht genommen, sondern

auch das Gericht und die Verlorenheit aufgehoben. Dies aber hat

Jesus Christus für Sie ganz persönlich getan. Dieses Werk der Erlösung

darf nun Ihnen und mir gelten, wenn wir uns dem Herrn

Jesus Christus im Glauben anvertrauen. Dann dürfen Sie und ich

mit dem Liederdichter singen:

 

«Jesus, er mein Heiland lebt;

ich werd' auch das Leben schauen,

sein, wo mein Erlöser schwebt,

warum sollte mir denn grauen?»

 

Normalerweise bringen wir Ostern mit der Überwindung des Todes

in Verbindung. Das ist zwar richtig. Aber ebenso dürfen und

sollen wir Ostern mit der Überwindung des Gerichts und der Ver-

lorenheit in Verbindung bringen. «Er ist auferstanden!» Das hat

Folgen! Nun geht es mit Ihrem und meinem Tod nicht mehr dem

Gericht Gottes entgegen, sondern dem ewigen Leben, der ewigen

Gemeinschaft mit dem Todesüberwinder und Retter aus Gericht

und Verdammnis. «Er ist auferstanden!» Das hat zur Folge:

Nun gehe ich mit dem Tode nicht verloren. Um des Verdienstes Christi

willen darf ich Sünder ewiges Leben erlangen. Der Tod ist aufgehoben.

Die Trennung von Gott ist überwunden. Was enthält

Ostern doch für eine erregende Botschaft! Darin ist die Gemeinde

Jesu Christi allen Materialisten, allen Atheisten und allen Zweiflern

gegenüber in einer überragenden Weise bevorzugt. Nun ist

auch unsere Predigt nicht vergeblich.

 

4. Weil Jesus auferstanden ist und lebt, ruft er uns zu: «Fürchtet

euch nicht,» sondern «gehet hin und verkündigt es ... ».

«Fürchtet euch nicht!» Das gilt nicht nur den Frauen am Ostermorgen.

Sondern das gilt allen, die in eine Lebensbeziehung zu

diesem Todesüberwinder treten. Die Frage an diesem Ostermorgen

geht an Sie und mich: Sind wir zu dieser Lebensbeziehung mit

Jesus Christus bereit? Wenn ja, dann dürfen Sie es ganz persönlich

nehmen: «Fürchte du dich nicht!» Fürchte dich nicht- wenn

du in das Krankenzimmer eines Sterbenden trittst; denn du hast

eine frohe Botschaft. Gehe hin und verkündige sie dem Sterbenden:

«Jesus lebt!» Seine Zusage gilt: «Ihr sollt auch leben.»

 

Alles entscheidet sich doch daran, ob wir an offenen Gräbern etwas

zu verkündigen haben oder ob wir betreten verstummen müssen.

Wer zu den letzten Dingen nichts zu sagen hat, dem fehlt

auch das entscheidende Wort zu den vorletzten.

Wenn uns Leute fragen: «Was hat sich seit Ostern geändert?»

dann können wir sagen: «Entscheidendes» Der Tod ist nicht das

Letzte; denn seit Ostern ist das Leben stärker als der Tod. Gericht

und Verlorenheit sind nicht das Letzte. Das Letzte ist Versöhnung

und ewige Lebensgemeinschaft mit dem Siegesfürsten Jesus Christus.

Da fragen Leute noch: «Was hat sich seit Ostern geändert?»

Dies hat sich geändert: «Fürchtet euch nicht ». Denn «der Tod ist

verschlungen in den Sieg, Tod wo ist dein Stachel? Hölle wo ist

dein Sieg?»

Mich rief einmal ein lieber Freund und Bruder an. Er sagte: «Ich

ersehne mir Zeichen.» Er meinte Zeichen des Eingreifens Gottes

heute. Ich antworte ihm: «Gut, ich verstehe dich. Aber was sind

alle diese Zeichen gegenüber dem einen Zeichen: Das Grab ist leer.

Jesus ist auferstanden. Menschen dürfen an ihn glauben und

durch den lebendigen Jesus zu ganz zuversichtlichen Menschen

werden!»

Sind das nicht die eigentlichen Zeichen?

Darum: «Fürchtet euch nicht»- sondern «gehet hin und verkündigt

» diese Botschaft und wißt: Wenn unsere fiebrig kranke Welt

vor allem anderen eine Botschaft braucht, dann diese von Jesus:

von seiner Auferstehung, von seinem Sieg über Tod, Hölle und

VerlorenheiL

In diesen Ostersieg dürfen wir uns mit hineinnehmen lassen. Dazu

lädt Jesus uns ein.

 

Pfarrer Dr. Gerhard Bergmann,

Halver